Die Nutzwertanalyse: Definition, Anwendung und Beispiele!

Philipp Steubel – PortraitPhilipp Steubel
2. März 2024
4 Lesezeit (Minuten)
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Zusammenfassung

Die Nutzwertanalyse ist eine Methode, die im Entscheidungsprozess herangezogen werden kann. Mit dem Modell werden die verschiedenen Alternativen anhand der wichtigsten Kriterien bewertet. Im Gegensatz zu herkömmlichen Investitionsrechnungen werden hier auch nicht messbare Kriterien miteinbezogen.

Update: Im neuen Update sind wir auf ein wichtiges Modell eingegangen, welches Sie nach der Nutzwertanalyse anwenden können.

In der heutigen Geschäftswelt sehen wir uns vielen verschiedenen Alternativen gegenübergestellt. Welche Software sollte verwendet werden? Wo wird der Standort für das Unternehmen sein?

Mit der großen Anzahl an verschiedenen Alternativen ist es nicht gerade einfach, dass man richtige Entscheidungen trifft. Hier können verschiedene Methoden Abhilfe schaffen. Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über die Nutzwertanalyse. Eine Methode, welche eine Entscheidungshilfe für alle Führungsinstanzen im Unternehmen darstellt.

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Was ist eine Nutzwertanalyse?

Die Nutzwertanalyse dient zur Bewertung der Alternativen bei einer Entscheidung. Die verschiedenen Alternativen werden anhand von Kriterien und Gewichtungen bewertet und schlussendlich verglichen. Sie dient dazu als Hilfe bei Entscheidungen, egal ob diese auf Managementebene oder im Projektmanagement anfallen. Die Nutzwertanalyse wird auch als Punktwertverfahren oder Scoring-Modell bezeichnet.

Das Punktwertverfahren ist gerade für Investitionsvorhaben sehr hilfreich, bei denen nicht nur quantitative Kriterien wichtig sind, also Kosten, Gewinne oder Rentabilität. Hier ist es wichtig, über klassische statische bzw. dynamische Investitionsrechnungen hinauszudenken und das Scoring-Modell zu verwenden. Somit kann man die verschiedenen Nutzwerte einfach miteinander vergleichen.

Mit diesem Modell lassen sich alle Kriterien einbinden, die wichtig für die Investition bzw. Entscheidung sind. Hierbei kann man quantitative und qualitative Kriterien nutzen.

Wie macht man eine Nutzwertanalyse?

Insgesamt besteht die Nutzwertanalyse aus fünf verschiedenen Schritten. In den nächsten Absätzen erfahren Sie mehr über die einzelnen Schritte und bekommen darüber hinaus ein Nutzwertanalyse Beispiel, damit Sie die Methode praktisch betrachten können.

1. Alternativen festlegen

Im ersten Schritt der Nutzwertanalyse geht es darum, alle zur Verfügung stehenden Alternativen zu definieren. In diese Liste integrieren Sie all jene Alternativen, die für Sie am wahrscheinlichsten in Frage kommen.

Während es sinnvoll sein kann, so viele Alternativen wie möglich aufzuschreiben, kann dies jedoch auch kontraproduktiv sein. Ist die Liste zu lang, wird auch das Scoring-Modell aufwendiger. Als Faustgröße wäre es ideal, wenn Sie maximal 5 verschiedene Alternativen in diesem Schritt festlegen.

Nehmen wir folgendes Beispiel an: Sie sind als Projektmanager damit beauftragt, ein neues Produkt zu entwickeln und an den Markt zu bringen. Ihr Team ist eher auf die Entwicklung und Produktion spezialisiert, daher möchten Sie die Marketing-Tätigkeiten an eine Agentur outsourcen. Dazu stehen Ihnen nach einer ersten Recherche drei Alternativen zur Verfügung, die einen professionellen ersten Eindruck vermitteln.

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2. Definition der Nutzwertanalyse Kriterien

Im Laufe des nächsten Schrittes definieren Sie nun alle Bewertungskriterien, die für die jeweilige Entscheidung relevant sind. Dies können messbare Kriterien, wie die Kosten oder potentielle Erlöse. Es sind aber auch nicht messbare Kriterien möglich, wie die Benutzerfreundlichkeit oder das Design. 

Wichtig ist, dass Sie diese Liste nicht zu sehr überladen. Es sollten all jene Kriterien sein, die wirklich einen Einfluss auf die Entscheidung haben könnten. Solange die Liste nicht über 10 Nutzwertanalyse Kriterien hat, sind Sie auf jeden Fall gut dabei.

Sie können hier auch gleich K.O.-Kriterien festlegen. Wenn dieses Kriterium nicht erfüllt wird, können Sie die Alternative gleich ausschließen und müssen sich nicht mehr damit beschäftigen.

Beispiel: Sie möchten die drei Marketingagenturen nun bewerten. Dazu definieren Sie die folgenden Bewertungskriterien:

  • Stundensatz

  • Expertise

  • Nähe zum Unternehmensstandort

  • Kommunikation

  • Referenzen

  • Methode

3. Gewichtung der Kriterien

Sie haben jetzt die verschiedenen Kriterien bewertet. Nicht jedes Kriterium ist gleich wichtig ist. Damit die Nutzwertanalyse auch eine fundierte Entscheidung erbringt, sollten Sie die Kriterien gewichten.

Hinterlegen Sie daher jedes Kriterium mit einem Prozentsatz. Achten Sie darauf, dass die Summe der Einzelgewichtungen 100% ergibt. 

Beispiel: Da das Projekt sehr zeitaufwendig ist und Sie nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung haben, ist der Stundensatz aus ihrer Sicht das wichtigste Bewertungskriterium. Auch die Kommunikation definieren Sie als wichtiges Kriterium, damit die Marketing-Maßnahmen auch unternehmenskonform gestaltet werden. Folgende Gewichtungen der Bewertungskriterien legen Sie daher fest:

  • Stundensatz: 30%

  • Kommunikation: 25%

  • Expertise: 20%

  • Referenzen: 10%

  • Methode: 10%

  • Nähe zum Unternehmensstandort: 5%

4. Bewertung der Kriterien

Jetzt kommen wir zum eigentlich wichtigsten Schritt der Nutzwertanalyse. Es geht darum, dass Sie jeder Alternative zu allen einzelnen Kriterien eine Bewertung geben. Welchen Bewertungsmaßstab Sie dafür definieren, bleibt Ihnen selbst überlassen.

In den meisten Fällen wird auf ein Punktesystem zurückgegriffen, wie etwa eine Bewertung von 1 (schlecht) bis 10 (sehr gut). Eine Punktebewertung ist beim Scoring-Modell ideal, da im nächsten Schritt mit diesen Bewertungen weitergerechnet wird.

Die Bewertung sollte idealerweise nicht alleine getroffen werden, da es hier zu einer gewissen Subjektivität kommen kann. Dies betrifft gerade die nicht messbaren Kriterien. Ein Meeting mit all jenen Mitarbeitern und Führungskräften, die an der Entscheidung beteiligt sind, ist sehr sinnvoll.

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Beispiel: Sie haben als Projektmanager ein Meeting mit dem gesamten Projektteam veranstaltet. Dort haben Sie die Alternativen und Kriterien besprochen und verglichen. Sie haben eine Punkteskala von 1 bis 10 verwendet und sind bei Ihrer Nutzwertanalyse nun auf folgende Matrix gekommen:

Nutzwertanalyse Matrix

5. Multiplizieren und Summieren der Bewertungen

Im vorherigen Schritt haben Sie die Alternativen anhand der Kriterien bewertet und Punkte vergeben. Diese Punkte werden jetzt mit dem jeweiligen Gewichtungsfaktor multipliziert und addiert.

Das Ergebnis ist dann eine einzelne Zahl, der Nutzwert. Was sagt der Nutzwert aus? Nun, man sollte sich für die Alternative mit dem höchsten Gesamtnutzwert entscheiden. Diese ist Ihrer Recherche und Gewichtung nach das Ergebnis mit dem höchsten Gesamtnutzen.

Beispiel: Sie haben nun die Alternativen ausgewertet und sind auf folgende Endergebnisse gekommen:

  • Alternative 1: 8,75

  • Alternative 2: 8,7

  • Alternative 3: 8,3

Das Ergebnis spricht für die Alternative 1, da diese die höchste Punktzahl erzielt hat. Diese sollten Sie auch wählen, da sie den besten Gesamtnutzwert hat.

Wichtige Schritte nach der Nutzwertanalyse

Sie haben nun mithilfe der Nutzwertanalyse ein Ergebnis bekommen, welches den größten Gesamtnutzwert hat. Sie können sich direkt für diese Alternative entscheiden.

In der Realität stellt sich hier jedoch oft die Frage, ob dieses Ergebnis wirklich robust und belastbar ist. Man sichert sich hier also gerne ab durch das Durchführen von sogenannten Sensitivitätsanalysen. Diese ermöglichen eine Überprüfung der Ergebnisse.

In den meisten Fällen werden hier die Gewichtungen leicht verändert, um zu beobachten, ob die Alternative mit dem höchsten Gesamtnutzwert auch weiterhin auf dem ersten Platz bleibt. Bleibt das Ergebnis hier auch weiterhin stabil, dann ist diese Alternative in den meisten Fällen die richtige Wahl.

Welche Vorteile hat eine Nutzwertanalyse?

Die Nutzwertanalyse als Bewertungsverfahren bringt definitiv einige Vorteile mit sich. Diese wären:

  • Transparenz: Durch das Scoring-Modell wird für alle Beteiligten schnell ersichtlich, warum Sie sich für eine gewisse Alternative entschieden haben. So legen Sie mit der Nutzwertanalyse offen, welche Kriterien entscheidend waren, wie die Gewichtung der Kriterien war und wie das jeweilige Kriterium bewertet wurde.

  • Quantitative und qualitative Kriterien: Herkömmliche Investitionsrechnungen werden auf Basis von messbaren Kriterien gefällt. Die Punktwertanalyse erlaubt es, auch nicht messbare Kriterien in die Entscheidung zu integrieren.

  • Teamentscheidung: Die Entscheidung kann idealerweise im Team durchgeführt werden. So können die einzelnen Bewertungen diskutiert werden. Durch die Einbeziehung der Mitarbeiter verstehen diese die Entscheidung auch besser und werden intrinsisch motiviert.

Welche Grenzen hat eine Nutzwertanalyse?

Es gibt jedoch nicht nur positive Seiten der Nutzwertanalyse. Die folgenden Punkte sollten Sie beachten, wenn Sie das Scoring-Modell verwenden möchten.

  • Zeitaufwand: Je mehr Alternativen und Kriterien festgelegt werden, umso eher entscheiden Sie sich für die beste Alternative. Dafür wird das Verfahren jedoch auch viel zeitaufwendiger. Achten Sie darauf, ein gesundes Mittelmaß zu erzielen.

  • Subjektivität: Die Bewertung von nicht messbaren Kriterien wird immer einer gewissen Subjektivität unterliegen. Um dies zu verhindern, sollten Sie die Entscheidung im Team fällen.

  • Überlappende Kriterien: Die Kriterien sollten sich nie überlappen, denn dies kann zu Verzerrungen und falschen Ergebnissen führen. Die Kriterien der Nutzwertanalyse sollten klar voneinander getrennt sein.

Die Bedeutung der Nutzwertanalyse im Projektmanagement

Das Scoring-Modell ist ein sinnvolles Instrument zur Bewertung verschiedener Alternativen. Gerade im Projektmanagement kann es sinnvoll sein, sich auf solche Tools zu stützen. 

Natürlich ist es kein Zwang, dass Sie sich als Projektmanager für das Ergebnis der Nutzwertanalyse entscheiden. In unserem Nutzwertanalyse Beispiel waren die Alternative 1 und 2 sehr nahe beieinander. Es wäre also vertretbar, sich für eine der beiden Methoden zu entscheiden.

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